„Die hilflose Einsamkeit in einer Welt der Anderen“[1]

50 Jahre Hans Mayers „Aussenseiter“

Die Hans-Mayer-Gesellschaft führt gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Universität Köln, hier vor allem des mit der Lehrkräfteausbildung betrauten Institut für deutsche Sprache und Literatur 2, eine Tagung zu Hans Mayers „opus magnum“ durch. Wir fragen nach der Aktualität des 1975 erschienen Buches. In den drei Hauptkapiteln schreibt Mayer eine Geschichte von „Leitfiguren der Grenzüberschreitung“, die allein durch ihre Geburt, und nicht erst durch die Entscheidung des Verstandes zu Außenseitern wurden. In „Judith und Dalila“ entwickelt er die Geschichte von Frauen, denen der Gleichheitsstatus durch das Geschlecht versagt wird, in „Sodom“ geht er den Diffamierungen der Homosexuellen nach, die durch ihre „körperlich-seelische Eigenart“ ausgegrenzt wurden, und schließlich untersucht er in „Shylock“, wie den Juden allein durch ihre „Abkunft“ das Recht auf Emanzipation in der Geschichte verwehrt wurde.

Die Veranstaltung ruft das Denken und Schaffen des zu Unrecht nicht mehr so bekannten 1907 in Köln geborenen Schriftstellers und Wissenschaftlers wieder in Erinnerung. Der erste Literaturpreisträger der Stadt Köln hat zu seinen Lebzeiten wesentlich Anstöße für ein humanistisches Denken und Leben gegeben hat. Trotz seines von Krieg, Verfolgung und Exil im 20. Jahrhunderts geprägten Lebens hat er immer wieder betont, wie wichtig die Kritik an und die Abschaffung der gerade für Außenseiter widrigen gesellschaftlichen Verhältnisse ist und dass man mit Hoffnung auf Veränderung drängen kann.

Andererseits hat Mayer in seinem Werk wesentliche Beiträge zur Kritik des gesellschaftlichen Verhältnisses zu geschlechtlichen, sexuellen, körperlichen und anderen Außenseitern vorgestellt, die bedeutend und nach wie vor aktuell sind. Dies macht es spannend, das breite Themenspektrum – auch und gerade in einer Stadt wie Köln zu diskutieren, deren Bild im In- und Ausland heute wesentlich durch Diversität und eine multikulturelle, offene und vielfältige Gesellschaft geprägt ist. Hier leben Menschen aus 180 Ländern; allein in Mülheim sind es 142 verschiedene.

[1] HM, Wir Aussenseiter, Aachen 1983, S. 32

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