Glanz statt Hetze – Stolpersteine reinigen

„Im Jahre 1947 stand ich in Köln vor dem schönen Familienhaus meiner Großmutter und meiner vertriebenen Eltern. Die entsetzten und feindseligen Blicke der damaligen Bewohner, als ich mich als Erbe zu erkennen gab. Ich habe dann diese Erbschaft nicht antreten wollen. Ein Widerruf des Widerrufs war nicht möglich.“[1]
So erzählt Hans Mayer über seinen ersten Besuch in Köln nach den Jahren des Exils.

Die Stolpersteine für die Familie Mayer in der Siemensstraße 60 (Foto: HB)

Vor dem Haus seiner Großmutter in Köln Neu-Ehrenfeld in der Siemensstraße 60,
nicht weit entfernt von der letzten Wohnadresse Hans Mayers am jetzigen Ehrenfeldgürtel 171, liegen sieben Stolpersteine: für seine Eltern Rudolf und Ida Mayer sowie weitere Familienmitglieder. Seine Eltern wurden 1941 zunächst nach Lodz (Litzmannstadt) dann nach Chelmo (Kulmhof) deportiert und dort ermordet.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt „Stolpersteine“ seit 1995 zunächst in Köln und mittlerweile europaweit über 70.000 zum Gedenken an von den Nazis verfolgte Menschen z.B.  für Roma und Sinti, für Jüdinnen und Juden, Homosexuelle, politisch und „rassisch“ Verfolgte, Menschen mit Behinderungen usw. Eine Liste aller bisher verlegten Stolpersteine ist einsehbar auf der Internetseite des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.[2]

Unter dem Motto „Glanz statt Hetze“ riefen auf Initiative der Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker,  das NS Dokumentationszentrum der Stadt Köln und sein Förderverein „EL-DE-Haus Verein“, die Kölner Schwulen- und Lesbentage, die Kölnische Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit, die Jüdisch Liberale Gemeinde Gescher LaMassoret, Maro Drom, der Rom e.V. und die Synagogengemeinde Köln dazu auf,  in einer Aktionswoche vom 11.-17.8. 2020 die in Köln verlegten „Stolpersteine“ zu reinigen.[3]

Der Vorsitzende der Hans-Mayer-Gesellschaft und die Autorin dieses Artikels sind dem Aufruf „Glanz statt Hetze“ gefolgt und haben die „Stolpersteine“ für die Familie von Hans Mayer gereinigt und wieder zum Glänzen gebracht.

Claudia Wörmann-Adam
Mitglied Hans-Mayer-Gesellschaft
Gründungs- und Vorstandsmitglied des Verein EL-DE-Haus

[1] Hans Mayer, Der Widerruf Über Deutsche und Juden; Frankfurt 1994, S. 442
[2] nsdok@stadt-koeln.de
[3] https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/kultur/stolpersteine/index.html
(Zugriff am 16.8.2020)